„In dem Moment, in dem du einen schönen Klang schaffst, hat sich jede Mühe gelohnt.“ Dieser Satz von Michael Barenboim (*1985) ist eine Bilanz seines bisherigen künstlerischen Wegs. Solist und Kammermusiker an Violine und Viola, Ensemblegründer, Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra, Professor und Dekan: In Barenboims Arbeit stehen Vielseitigkeit und Kreativität im Vordergrund.
Seit seinem Durchbruch als Solist mit Schönbergs Violinkonzert unter der Leitung von Pierre Boulez im Jahr 2011 ist Michael Barenboim fest verankert im internationalen Konzertgeschehen und musiziert seither mit herausragenden Kollegen, darunter die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim, das Chicago Symphony Orchestra unter Asher Fisch, das Israel Philharmonic unter Zubin Mehta, die Berliner Philharmoniker unter Vasily Petrenko und das Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel. Weiterhin arbeitete er als Solist mit Klangkörpern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Filarmonica della Scala, Philharmonia Orchestra London, Tonhalle-Orchester Zürich, Academy of St Martin in the Fields, Orchestre de Paris und dem Spanischen Nationalorchester.
Solo-Rezitale führen Michael Barenboim regelmäßig in die bekanntesten internationalen Säle und zu renommierten Konzertreihen. So konzertierte er in der Wigmore Hall London, der Elbphilharmonie Hamburg, im Sydney Opera House, im Teatro di San Carlo in Neapel und beim Lucerne Festival. Mit ausgesuchten Werken von Pierre Boulez gastierte er an der Berliner Philharmonie, der Carnegie Hall, dem Konzerthaus Dortmund, dem Barbican Centre London, an der Opéra national de Paris und bei den Salzburger Festspielen.
In der Saison 2023/24 wird Michael Barenboim unter anderem beim Tsinandali Festival zu erleben sein, außerdem konzertiert er mit dem Brussels Philharmonic Orchestra und ist zu Gast im Konzerthaus Wien. Ausgedehnte Tourneen führen ihn, unter anderem mit dem West-Eastern Divan Ensemble, nach Italien, England, Deutschland und Südamerika. Im Boulez Saal Berlin wird der Geiger Bergs Kammerkonzert mit Thomas Guggeis und dem Boulez Ensemble zu Gehör bringen. Und als Solist an der Bratsche interpretiert er erneut gemeinsam mit Geigerin Anne-Sophie Mutter Mozarts Concertante: Nach dem großen Erfolg beim Kölner Kammerorchester in der letzten Saison nun mit den Wiener Philharmonikern.
Kammermusik nimmt nicht erst seit der Gründung seines West-Eastern Divan Ensembles Anfang 2020 einen großen Teil von Michael Barenboims Konzerttätigkeit ein. Das mit ausgewählten Mitgliedern des West-Eastern Divan Orchestra besetzte Ensemble unternahm unter seiner Leitung bereits sehr erfolgreiche Tourneen durch Asien, Nordamerika und Europa. Daneben konzertiert er kammermusikalisch beim Jerusalem Chamber Music Festival, beim Verbier Festival, bei intonations, im Beethovenhaus Bonn, im Mendelssohn-Haus Leipzig, in der Philharmonie de Paris sowie im Wiener Musikverein. Zu seinen regelmäßigen Partner zählen dabei Pinchas Zukerman, Daniel Hope, Elena Bashkirova, Kian Soltani, Daniel Barenboim, Jörg Widmann und andere.
Michael Barenboim ist der tiefen Überzeugung, dass sich im Kosmos der Musik überall Herausforderungen finden lassen, deren Bewältigung neue Perspektiven auf unbekannte und bekannte Stücke gleichermaßen eröffnen. Deshalb beschäftigt er sich intensiv mit zeitgenössischer Musik: Die Interpretation der Werke des 20. und 21. Jahrhunderts spielt in seiner Arbeit sowohl solistisch mit Orchester (Widmann, Dutilleux, Ligeti) als auch im Kammermusikalischen eine große Rolle. Michael Barenboim brachte bereits zahlreiche neue Kompositionen zur Uraufführung, darunter Werke von Jörg Widmann, Kareem Roustom, Matthias Pintscher und anderen.
Doch nicht nur das Zeitgenössische findet Raum im Wirken des Musikers: Michael Barenboim hält seinen musikalischen Geist gerne mit Musik unterschiedlichster Epochen wach. Neben den vielfältig gestalteten Konzertprogrammen zeugen auch seine CD- Einspielungen von diesem Drang der ständigen Erneuerung. Auf seinen letzten Alben für Accentus widmete er sich Werken von Bach, Bartók, Boulez, Tartini, Berio, Paganini und Sciarrino. Zusätzlich erschienen zwischen 2018 und 2020 bei Deutsche Grammophon die Klavierquartette und -trios von Mozart sowie die gesamten Beethoven-Klaviertrios gemeinsam mit Kian Soltani und Daniel Barenboim.
Im September 2023 veröffentlicht Michael Barenboim eine Aufnahme von Elgars Violinkonzert mit dem Philharmonia Orchestra London unter der Leitung von Alessandro Crudele bei Linn Records. Beim selben Label folgen im Frühjahr 2024 Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ in einer Bearbeitung von Ferdinand David mit Natalia Pegarkova-Barenboim am Klavier.
Unterrichten bedeutet für Michael Barenboim nicht nur, die perfekte Technik am Instrument zu vermitteln; ihm liegt insbesondere auch die universelle Bildung seiner Studierenden an der Barenboim-Said Akademie in verschiedenen Geisteswissenschaften am Herzen. Nach längerer Lehrtätigkeit und dem Vorsitz der Kammermusik-Abteilung hat er aktuell eine Professur für Violine und Ensemblespiel inne. Zwischen 2020 und 2024 hatte er das Amt des Dekans der Akademie inne.